© 2004-2006
Barbara Müller

G e s c h i c h t e

Die Totenmaske - Eine jahrtausendealte Tradition

Masken gehören zu den frühesten Zeugnissen fast aller Kulturen und kommen in allen geographischen Bereichen und in den unterschiedlichsten Formen vor. Die ältesten Masken lassen sich bereits im Paläolithikum nachweisen.

Im alten Ägypten, Rom, China oder Mexiko und auch bei den Hopi-Indianern legte man den Verstorbenen Totenmasken aufs Gesicht um sie vor bösen Geistern zu schützen oder, wie in Ägypten, um den Geist des Verstorbenen in sein neues Zuhause im Jenseits zu geleiten.

© B. MüllerIm alten Rom dienten Totenmasken, die per Wachs- abdruck vom Gesicht des Verstorbenen abgenommen wurden, als Vorlage für Steinbüsten. Totenmasken in Ägypten wurden mit Gips abgenommen und aus getriebenem Gold gefertigt, um lange erhalten zu bleiben.

Die Totenmaske des Agamemnon wurde von Heinrich Schliemann 1876 in einem Fürstengrab bei Mykene entdeckt. Sie stammt aus dem 16. Jh. v. Chr. und besteht aus einer Gold-/Silberlegierung (zu sehen im Nationalmuseum in Athen). Die wohl bekannteste Totenmaske dürfte die von Tutenchamun sein. Die Totenmaske des Pharaos stammt aus dem 14. Jh. v. Chr. und ist aus getriebenem Gold gefertigt und mit Karneol, Lapislazuli, grünem Feldspat und türkisfarbenem Glas geschmückt (Ägyptisches Museum Kairo).

Am Cape Lisburne im Norden Alaskas existierte zwischen etwa 100 v. Chr. und 500 n. Chr. die Ipiutak-Kultur. Dort fand man auf dem Friedhof einer Siedlung Einbaumsärge und aufwändig ausgestattete Gräber mit kleinen Holzkammern.
Als Grabbeigaben dienten neben Alltagsgegenständen auch Totenmasken mit Verzierungen im Tierstil, die höchstwahrscheinlich auf Einflüsse aus Sibirien zurückgehen.

In Europa findet man die Totenmaske seit der Bronzezeit (ca. 2300-1300 v. Chr.) auch in Schweden.

Erst im 18. Jh. n. Chr. entwickelte sich die Totenmaske zu jener eigenen Form der Bewahrung des authentischen Menschengesichts, die wir noch heute kennen.
Madame Tussaud’s Ehemann gründete erst nach ihrem Tod 1835 das Wachsfigurenmuseum in London. Die aus der Schweiz stammende französische Wachsbildnerin wurde während der französischen Revolution als Monarchistin verhaftet und gezwungen, von den Opfern der Guillotine Totenmasken anzufertigen.

Im 19. Jh. begann die eigentliche Blütezeit der Totenmaske. Sie wurde sogar zum Kultobjekt des aufgeklärten Bürgertums. Als Zimmerdenkmal repräsentierte sie die geistige Verbundenheit mit dem Dargestellten. Indem man das Antlitz des Toten bewahrte, glaubte man, an seiner geistigen Hinterlassenschaft festzuhalten und an ihr teilhaben zu können.

Totenmasken von bedeutenden Persönlichkeiten gibt es unter anderem von Richard Wagner (1813-1883), Kurt Tucholsky (1890-1935), Theodor Heuss (1884-1963), Friedrich dem Großen, König von Preußen (1712-1786) und natürlich Ludwig van Beethoven (1770-1827).